Buchkritik von Wolfgang Keil zu "Süße Oliven im Salzwasser - Der unbekannte Stefan Andres " in Mitteilungen der Stefan Andres Gesellschaft - XXXVIII/2017

Wofgang Keil (Präsident der Stefan-Andres-Gesellschaft)

Manfred Moßmanns literarische Schatzsuche

… „ Unter dem Titel „Süße Oliven im Salzwasser. Der unbekannte Stefan Andres“ vereinigt der Verfasser in seinem Buch Interpretationen, historische Betrachtungen, Überlegungen zu Andres‘ Veröffentlichungspraxis sowie einen hilfreichen Theorie-Entwurf. Letzterer soll erklären, weshalb der Schriffsteller Andres in seinem Publikationsbestreben von der Regimeseite nicht sonderlich behindert wurde. M. Moßmann führt die „Genehmigung“ von nichtkonformen Texten auf den Umstand zurück, dass die nationalsozialistische Bestimmung von Literatur durchaus auch deren Entlastungsfunktion vorsah. M. Moßmann schlägt daher zur Erklärung ein Modell vor, das er nach dem englischen Begriff für Erleichterung bzw. Entlassung als “relief“-Theorie bezeichnet. Er kann mit seiner differenzierenden Erleichterungstheorie plausibel machen, dass auch in Zeiten strenger Zensur die Veröffentlichung nichtkonformer Texte erlaubt und sogar genehm ist, wenn diese – zumal in der Kriegsalltagsnot – Entlastung versprechen durch die Erzeugung von Komik, das Ausweichen in Exotik oder eben auch durch literarische Qualität, die gegenüber den Texten in der ideologiegetränkten Sprache des Dritten Reiches, der Lingua Tertii Imperii(LTI), von vielen Lesern als Erleichterung-Befreiung-Erbauung empfunden wird. “ …